GROSS-ROHRHEIM – Dem Ende der Sommerpause folgten die Akkorde. Zum Konzert mit Jimmy Robinson hatte der Verein „Musikkiste“ in den Biergarten des „Hessischen Hofs“ in Groß-Rohrheim eingeladen. Mit dem renommierten Country-, Blues- und Fusion-Gitarristen hatten sie eine lebende Legende des Genres für ein Konzert unter freiem Himmel gewinnen können. Der in New Orleans geborene Ausnahmekünstler wurde durch die kreative Szene in seiner Heimatstadt nachhaltig in seinem musikalischen Schaffen geprägt.
Bei den richtigen Vorbildern abgeschaut
Jimmy Robinson hat in jungen Jahren definitiv bei den richtigen Vorbildern abgeschaut. Dazu gehören die „Neville Brothers“ und „The Metres“, deren treibender Sound aus Blues- und Americana-Stücken immer noch nachklingt. „Natürlich macht es was mit einem, wenn man in so einer Umgebung als junger Musiker aufwächst“, erzählte Robinson, während er seine Gitarre für den bevorstehenden Gig in Groß-Rohrheim stimmte. Eröffnet wurde das etwa zweistündige Konzert allerdings von einem lokalen Duo. Eberhard Petri, Vorsitzender der „Musikkiste“, stimmte an der Gitarre und mit der jungen Sängerin Chiara Frodyma zwei Stücke an.
Dann griff Robinson in die Saiten. Seinen einzigartigen Stil an der Gitarre hat er ausgerechnet einem Leiden zu verdanken, das die Beweglichkeit seiner Finger beeinträchtigt. Er sei sozusagen „aus der Not heraus“ geboren worden, wie er mit einem Augenzwinkern erklärte. Doch gerade aus dieser Not heraus ist etwas Großartiges entstanden, wovon sich sein Publikum am Samstag überzeugen konnte.
Robinson hat eigens für sich ein Plektrum anfertigen lassen, worauf seine außergewöhnliche Zupftechnik basiert. Seinen Gig eröffnete er mit einem Instrumentalstück aus eigener Feder, das auch eine Hommage an die Vorbilder der Jugend ist: „Nu Slap“. Mit großer Virtuosität entlockte er den Saiten in der Folge Soli und Rhythmen, die augenblicklich ihren Eingang in Herzen und Ohren fanden.
New Orleans beheimatet jedes Jahr ein Festival, das den „Beatles“ gewidmet ist. Robinson spielte deshalb auch den einen oder anderen Song der Briten. Mit einer Mischung aus Chuzpe und Nachdenklichkeit interpretierte er „You rescued me“, eine Liebeserklärung an seine Frau, und „Louisie“, ein Song für seine im vergangenen Jahr verstorbene Mutter.
Quelle: Echo-online vom 12.09.2017, von Manfred Ofer